Preisverleihung des 25. Umweltpreises Sachsen-Anhalt

Unter dem Motto „Orientierung geben und Perspektiven schaffen!“ suchte die Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz des Landes Sachsen-Anhalt (SUNK) auch in diesem Jahr wieder nach herausragenden und beispielhaften Wettbewerbsbeiträgen zum Umwelt-, Natur- und Klimaschutz. Im Jubiläumsjahr 2021 lag der Fokus auf besonders beständigen Projekten und Aktivitäten. 65 Wettbewerbsbeiträge für den Umweltpreis Sachsen-Anhalt 2021 gingen bis zum Bewerbungsschluss bei der SUNK ein. Am Mittwoch, den 30. Juni 2021, wählten die Jurymitglieder* unter all den vielfältigen und qualitativ hochwertigen Wettbewerbsbeiträgen die PreisträgerInnen aus. Die Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Claudia Dalbert, sowie der Vorstandsvorsitzende, Dr. Willy Boß, und die Geschäftsführerin, Dr. Nele Herkt, von der SUNK prämierten die GewinnerInnen am Mittwoch, den 14. Juli 2021, in Magdeburg.

Die drei PreisträgerInnen des Umweltpreises Sachsen-Anhalt

Die Stadtverwaltung Halberstadt & der Verein Halberstädter Berge mit dem Beitrag „Halberstädter Jungfernapfel“

Seit 2018 setzt sich die Stadtverwaltung Halberstadt gemeinsam mit dem Halberstädter Berge e. V. für die um 1885 in der Region entstandene Apfelsorte „Halberstädter Jungfernapfel“ ein. In regelmäßigen Aktionen wird gemeinsam gepflanzt, mit Reisern der deutschen Genbank veredelt, Streuobstwiesen gepflegt, Anpflanzungen bewässert, Nistkästen mit den jungen Ornithologen des Museums Heineanum aufgehängt, öffentliche Schnittkurse mit Imkern durchgeführt sowie Apfeltage organisiert. Durch die Einbindung von Bürger und Bürgerinnen können somit langjährige Erfahrungen und wichtiges Fachwissen weitergegeben werden. Dies soll die alte, regionale Sorte vor dem Aussterben bewahren. Neben dem einzigartigen Geschmack hat der Halberstädter Jungfernapfel auch den Vorteil, dass die Bäume in Bezug auf den Klimawandel äußerst robust und erstaunlich trockenheitstolerant sind. Ganz getreu dem Motto der Bewerberbung „Wer keine weiche Birne hat, kauft harte Äpfel aus Halberstadt“.
Der Umweltpreis des Jahres 2021, mit einem Preisgeld von 4000,- €, geht für den ganzheitlichen Ansatz von Umweltbildung, Regionalität, Biotop-, Insekten- und Vogelschutz an die Stadtverwaltung Halberstadt in Zusammenarbeit mit dem Verein Halberstädter Berge.

Die Kindertagesstätte Regenbogen aus Wernigerode mit dem Beitrag „Gewässerpatenschaft Eichberggraben – Schutzauftrag zur Lebensraumerhaltung des Feuersalamanders“

Die Patenschaft des ökologisch sehr bedeutsamen Gewässerabschnittes „Eichberggraben“ trägt dazu bei, diesen ehemaligen Mühlgraben als bundesweit wichtiges Habitat zum Laichen für den vom Aussterben bedrohten Feuersalamander zu erhalten und zu optimieren. Die Kinder der Kindertagesstätte kontrollieren diesen Abschnitt regelmäßig und protokollieren den Wasserstand, beobachten Flora und Fauna, beseitigen Müll, halten das Gewässer sauber, räumen Hindernisse aus dem Weg, die den Wasserfluss beeinträchtigen und melden ihre Beobachtungen an die Gewässerschutzbehörde. Besonders bei der Beräumung des Mülls machen die Kinder die Erfahrung, dass die Lebensweise der Menschen globale Auswirkungen zeigt (bspw. durch den Transport von Mikroplastik durch die Gewässer bis in die Ozeane). Gelegentlich werden Feuersalamander, die auf Verkehrswegen gefunden wurden, zum Eichberggraben gebracht.
Doch dies ist nur ein Projekt der Kindertagesstätte Regenbogen. Darüber hinaus verfolgt die Institution ein naturnahes Bildungskonzept für die Kinder, welches sich auf dem gesamten Kitagelände widerspiegelt: Kräuterspirale, Obst- und Gemüseanbau, Blühinseln, Insektenhotels, Vogelnist und -futterplätze und vieles mehr sollen die Kinder dazu bewegen, sich mit der Natur zu identifizieren und sie zukünftig zu schützen.
Mit einem Preisgeld von 2250,- € ehrte die SUNK mit dem Umweltpreis Sachsen-Anhalt die Kindertagesstätte für ihre vielseitigen umweltpädagogischen Aktivitäten.

Der Grünstreifen e. V. Magdeburg mit dem Beitrag „MACHERBURG – eine offene Werkstatt in Magdeburg“

Der Grünstreifen e. V. organisiert diverse Projekte für ein nachhaltiges und verantwortungsvolles Miteinander. So kam den Vereinsmitgliedern bereits mit ihrer Gründung Anfang 2018 die Idee einer offenen Werkstatt in Magdeburg. „Wir wollen den MagdeburgerInnen die Möglichkeit bieten, Dinge selber herzustellen und auch selbst zu reparieren. Das spart Ressourcen und ermöglicht kurze Wege.“
So steht die „Macherburg“ nicht nur allen MagdeburgerInnen zur Verfügung, sondern kann genauso gut von Menschen außerhalb Magdeburgs genutzt werden. Einerseits stellt der Grünstreifen e. V. in diesem Projekt Räume, Maschinen und Werkzeuge zur Verfügung, damit die Nutzer*innen selbstständig eigene Projekte umsetzen können, andererseits bietet der Verein zudem auch eine Vielzahl von Workshops und Aktionen zu den Themen „Selbermachen/DIY“, „Reparieren“ und „Nachhaltigkeit“ an. Vor allem die umfangreichen Workshops zum Selberbauen und Restaurieren von Möbeln erfreuen sich immer wieder einer großen Nachfrage und Beliebtheit.
Die SUNK vergibt an den Grünstreifen e.V. 2250,- € Preisgeld und zeichnet den Verein für das nachhaltige und ressourcenschonende Share-Modell „Macherburg“ aus.

Sonderpreis

Herrn Willi Schertel mit dem Beitrag „Heimat Harz“

große Reichweite nutzt der Preisträger sinnvoll denn seit 2020 unterstützt er die Aufforstung im Harz. Bereits über 3500 Bäume für gemeinsame Pflanzungen konnte der Preisträger finanzieren. Im Heimat Harz Online-Shop werden zudem nachhaltige und individuelle Souvenirs, Accessoires und weitere Produkte, die in einem kleinen Familienbetrieb in Gernrode hergestellt werden, verkauft. Für jeden Verkauf spenden sie einen Beitrag an den Heimat Harz-Wald.


Der Stiftung ist die Wertschätzung von ehrenamtlicher Tätigkeit ein ganz besonderes Anliegen. Zahlreiche Aktivitäten im Naturschutz wären ohne den persönlichen Einsatz der vielen Ehrenamtlichen kaum denkbar. Deshalb werden jedes Jahr besonders engagierte Personen sowie Personengruppen mit der Auszeichnung des Umwelt-Ehrenpreis prämiert. Die Auszeichnung ist Teil des Umweltpreiswettbewerbes. Die Auswahl erfolgt jedoch unabhängig des aktuellen Mottos.

Umwelt-Ehrenpreise in Höhe von 500,- € Preisgeld

Jürgen Starck aus Binde (Altmarkkreis Salzwedel)

Seit knapp 20 Jahren setzt er sich ununterbrochen für den Schutz der Natur und den Erhalt der Erinnerungskultur entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze am Grünen Band Sachsen-Anhalt ein. Durch sein einzigartiges Engagement an der Wirler Spitze konnten seltene Tierarten wie der Ziegenmelker oder die Schlingnatter wieder etabliert werden. In Eigeninitiative führt er Naturführungen und Radtouren durch und bringt so vielen Menschen aus nah und fern die Schönheit und Vielfalt des Grünen Bandes Sachsen-Anhalt näher. In Zusammenarbeit mit dem BUND, dem Naturerbeverein Fissum sowie dem Jugendwaldheim Ahrendsee setzte er bereits unzählige naturschutzfachliche Aktivitäten um.
Doch ist ihm die Erinnerungskultur nicht weniger wichtig! Knapp 50 Kilometer von Arendsee bis nach Bömenzien gestaltete er maßgeblich zu einer Erinnerungslandschaft. Überall gibt es kleine Hinweisschilder in einheitlichem Design, damit Menschen nachvollziehen können, wie die Grenze damals aufgebaut war. Er recherchiert mit Zeitzeugen, wo die verschiedenen Beobachtungstürme standen, und ließ bereits sechs DDR-Grenzsäulen am Originalplatz aufstellen.
Die SUNK zeichnet Jürgen Starck für sein Lebenswerk mit dem Umwelt-Ehrenpreis 2021 aus.

Dr. Stefan Klotz aus Halle

Seit 1996 leitet der passionierte Ökologe das Department „Biozönoseforschung“ und seit 2017 den Themenbereich „Ökosysteme der Zukunft“ am Helmholzzentrum für Umweltforschung (UFZ). Er ist Mitinitiator des 2014 gestarteten Langzeitexperiments „Global Change Experimental Facility“ in Bad Lauchstädt, in welchem Auswirkungen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt untersucht werden.
Seine Leidenschaft für die Biologie und seine exzellente fachliche Expertise, gepaart mit der Überzeugung, dass Forschung zu Naturschutz und biologischer Vielfalt an Verantwortliche in Politik und Behörden kommuniziert werden muss, bildet das Fundament für seine vielen ehrenamtlichen Aktivitäten. So bringt er über seine Tätigkeiten als Kreisnaturschutzbeauftragter bei der Unteren Naturschutzbehörde (seit 1991) und seit 2007 als Vorsitzender des Naturschutzbeirats der Stadt Halle (Saale) regelmäßig Naturschutzthemen in kommunalpolitische Diskussionen ein.
Bereits Anfang der 1990er Jahre setzte er sich zum Beispiel für die Erweiterung des Schutzgebietssystems der Stadt Halle ein, die im Laufe der folgenden Jahre zu Teilen umgesetzt wurde. Im Jahr 2015 initiierte er nach über 20 Jahren eine ehrenamtliche Neu-Erfassung der Flora und Fauna in Halles Schutzgebieten. Daran nahmen neben ihm selbst rund 70 engagierte Bürger und Bürgerinnen teil. Im Resultat entstand mit seiner Unterstützung das Buch „Geschützte Natur in Halle (Saale)“, das 2020 veröffentlicht wurde. Auch trug er maßgeblich zur Erstellung der aktuellen Roten Liste der Farne und Blütenpflanzen Sachsen-Anhalts bei, die ebenso 2020 erschien.
Die SUNK ehrt Herrn Dr. Stefan Klotz mit dem Umwelt-Ehrenpreis für sein langjähriges und vielseitiges Engagement.

Johannes Werner Gnehr aus Hayn (stellvertretend für den Harzklubzweigverein Hayn)

Wissend, dass Naturschutz die breite Unterstützung der Bevölkerung braucht, trägt der Preisträger zusammen mit seinem Team vom Harzklub Zweigverein Hayn seine Expertise in die breite Öffentlichkeit. Durch vielzählige Naturschutzaktionen und -einsätze zusammen mit Kindergärten, Schulen und Jugendgruppen wird langjähriges naturschutzfachliches Wissen an jüngere Generationen weitergegeben und so schon frühzeitig für wichtige Themen sensibilisiert.
Bereits seit 26 Jahren betreuen die Mitglieder des Harzklub Zweigverein Hayn unter Einbeziehung von Kindergruppen Krötenzäune, bringen Nist- und Fledermauskästen an, pflanzen und pflegen Bäume und legen forstbotanische Lehrpfade für SchülerInnen an.
In Zusammenarbeit mit dem Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz und dem Regionalverband Harz setzt sich der Verein für die Erziehung von Jugendgruppen zu naturschutzgerechtem Verhalten ein. Doch das Hauptaugenmerk liegt vor allem auf der Rettung der Amphibien entlang der Straße zwischen Auerberg und Harzerode. Seit 26 Jahren werden hier für etwa drei Monate im Jahr, täglich Amphibien eingesammelt, über die Straße getragen, nach Geschlecht sortiert und anschließend gezählt und ins Laichgewässer gesetzt. Dabei bedarf es natürlich der Hilfe aller Vereinsmitglieder. Die dauerhafte Motivation und das langjährige Engagement des Harzklubzweigvereins Hayn sorgt dafür, dass der Amphibienbestand vor Ort weiter aufrecht erhalten bleiben kann.
Im Namen der Jury prämiert die SUNK Herrn Johannes Werner Gnehr stellvertretend für die Arbeit des Harzklubzweigvereins Hayn mit dem Umwelt-Ehrenpreis 2021.


*Die Jury setzt sich zusammen aus Vertreter*innen folgender Unternehmen und Institutionen:

  • Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz des SUNK
  • Remondis
  • Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH
  • Abfallwirtschaftsgesellschaft Jerichower Land mbH
  • Kaliwerk Zielitz
  • Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft mbH
  • Landestourismusverband Sachsen-Anhalt
  • Landgesellschaft
  • Trinkwasserversorgung Magdeburg GmbH
  • Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt
  • Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt